Hochschulentwicklung in MV

OZ Artikel „Wendel: Minister nicht an Lösung interessiert“ vom 29.04.06

Der Streit um die Hochschulentwicklung nimmt an Schärfe zu. Rostocks Uni-Rektor Wendel wirft Schwerin mangelnde Kompromissbereitschaft vor.

Rostock/Schwerin (OZ) „Ich habe den Eindruck, dass der Bildungsminister gar nicht an einer sachlichen Lösung interessiert ist.“ Eher sehe es so aus, dass es Hans-Robert Metelmann (parteilos) um „die Durchsetzung eigener Vorstellungen“ gehe.

Hans Jürgen Wendel, Rektor der Universität Rostock, nimmt kein Blatt vor den Mund: Die kompromisslose Haltung Schwerins sei Schuld am Scheitern der Zielvereinbarung zwischen Landesregierung und Uni Rostock (OZ berichtete). Während die Uni drei Vorschläge erarbeitet hätte, die sowohl die geforderten 298 Planstellen einsparten als auch die Studiengänge der Juristischen Fakultät und der Zahnmedizin erhielten, hätte Schwerin jegliche Verhandlungsbereitschaft vermissen lassen. Jedoch, so Wendel: „Rechtswissenschaften und Zahnmedizin stehen nicht zur Disposition!“

Die Uni könne die Vorgaben des Landes nach Stellenabbau vollständig erfüllen, „ohne diese Studiengänge zu schließen“, betont auch Edda Siegl, Vorsitzende des Akademischen Senats der Uni.

„Herr Wendel hat lediglich seine Universität im Blick“, entgegnet Bildungsminister Metelmann. Die Aufgabe des Landes jedoch laute: Profilierung durch Konzentration und Kooperation. Das bedeute, bestimmte Fachgebiete auszubauen. Für Rostock wären das zum Beispiel die Wissenschaftsbereiche Physik, Lebenswissenschaften, das Ingenieurwesen und die Pädagogik.

Das heiße aber auch, sich von anderen Bereichen zu trennen. So möchte Schwerin lediglich in Greifswald ein reguläres Jurastudium erhalten – in Rostock nur in Ergänzung zu anderen Studiengängen. Metelmann droht nun mit Vorgaben.

Die Donnerstag mit fünf der sechs Hochschulen des Landes geschlossenen Zielvereinbarungen regeln bis 2010 die Ausrichtung der Uni Greifswald, der Fachhochschulen Wismar, Stralsund und Neubrandenburg sowie der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Fixiert ist, wieviel Geld die Hochschulen bekommen, wieviele Mitarbeiter sie beschäftigen und welche Baumaßnahmen sie realisieren dürfen.

Mit stärkerer Profilierung und Abbau von Dopplungen will Metelmann die Hochschulen fit für den Wettbewerb mit Einrichtungen außerhalb des Landes machen. Zugleich soll ihre Struktur an sinkende Finanzkraft und sich verringernde Schulabgängerzahl angepasst werden. Außerdem sollen Hochschulen Stellen stärker über Drittmittel finanzieren.

Die Frist für eine freiwillige Vereinbarung läuft Sonntag ab. Das Kabinett werde am Dienstag über das weitere Vorgehen beraten. Rektor Wendel kündigt bereits die „rechtliche Prüfung“ aller Schritte Schwerins an.

THOMAS LUCZAK

Wenn ich die lese, habe ich sehr zwiespältige Gefühle, einerseite kann ich den Rektor Wendel verstehen, andererseits Bildungsminister Metelmann. Aber ich möchte den Rektor einfach gratulieren, das er soviel Rückrat beweisst und bis dato den Drohungen standhält. Der ganze Prozess den der Bildungsminister in Gang gebracht hat, war seit Jahren nur ein Spiel mit Drohungen. Rektor Wendel hat dem Ganzen bis jetzt Standgehalten und das finde ich sehr gut. Betrachtet man den Werdegang des Ganzen, kann man förmlich ein Tagebuch führen, wo vermerkt ist, wann welcher Rektor gekippt ist bzw. eines seiner Resourcen aufgegeben hat.
Ich muss aber auch zugeben der Bildungsminister hat Recht, eine Bündelung der Resourcen wäre sicher eine Maßnahme zu Kostensenkung und natürlich würde das auch die Qualität der Lehre steigern. Aber dies sollte immer ein freiwilliger Prozess sein und nicht von oben her diktiert werden.
Ich persönlich bin ein Fan der Budgeterung. Jeder Fachhochschule oder Universität sollte ein Budget zur Verfügung gestellt werden und sie sollten Personalhoheit bekommen. Dann würde isch sowas meiner Meinung nach über die Jahre von selber regeln. Schwierig wäre dabei sicher festzulegen, wie die Höhe des Budget zu bestimmen ist, aber die würde ich in einem Mix aus Leistungen und Bewerberzahlen und Aktivitäten und Kooperationen der einzelnen Hochschule bestimmen.

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